Bambyle ist der Titel eines Hörspiels aus dem Jahre 2018, das sich künstlerisch-dokumentarisch mit dem Entstehungsprozess des Fernsehspiels “Bambule” aus dem Jahr 1970 sowie dem Leben von Ulrike Meinhoff beschäftigt.

“Reinickendorf/du Mörder meiner Jugend/Reinickendorf/du Irrenhaus/Hätten wir/die Woche zweimal Ausgang/rückten wir/bestimmt nicht aus.” Mit dieser Liedzeile, gesungen von einer hohen, melancholischen Stimme, beginnt das Fernsehspiel “Bambule” aus dem Jahr 1970. “Reinickendorf”- damit ist das Westberliner Erziehungsheim “Eichenhof” (im Film “Lindenhof”) in Berlin-Reinickendorf gemeint. Dokumentiert und kritisiert werden die autoritären, brutalen, teilweise faschistischen Strukturen in der sog. “Heimerziehung” und die so etablierten, vielschichtigen Formen psychischer wie physischer Gewalt. Im Laufe des Films wehren sich die Protagonist*innen gegen diese Strukturen und zetteln einen Aufstand gegen ihre Aufpasser*innen an, welcher vorerst jedoch nur von kurzer Dauer ist.

Das Drehbuch zum Film schrieb die Journalistin Ulrike Marie Meinhof, kurz bevor sie als Mitglied der “Roten Armee Fraktion”(RAF) in den politischen Untergrund ging. Vorausgegangen waren dem Drehbuch ausführliche Recherchen im Erziehungsheim “Eichenhof”.

Das Hörspiel “Bambyle” begibt sich auf die Spuren der Drehbuchautorin in dieser Zeit und den letzten Tagen ihres Lebens, fiktional, dokumentarisch, autoethnografisch. So kommen, neben der Hörspielautorin Tine Rahel Völcker, beispielsweise auch die ehemalige Außenmaußer des “Eichenhofs”, einer darin lebenden Kellerassel oder Gegenständ aus dem persönlichen Besitz Ulrike Meinhofs während ihrer Haftzeit literarisch zu Wort. Immer wieder aufgegriffen wird die Frage, ob und wenn ja wie Kunst auf politische Gegenwart einwirken kann.

Das Wort “Bambule” geht zurück auf das den Bantu-Worten “kam-bumbulu” und “ka-mombulon” entlehnte “bamboula”. Welches, neben einem Musikinstrument auch einen Tanz zu den Sounds dieser Trommel beschreibt. Im Zuge der gewaltsamen Kolonisierung Haitis sowie weiter Gebiete des westlichen Teils des afrikanischen Kontinents, wurde der Ausdruck Bestandteil französischer Wortschätze – u.A. als rassifizierende, in herabwürdigender und beleidigender Absicht geäußerte Fremdbezeichnung Weißer Kolonisator*innen für ‘nicht-Weiße’ Menschen. Weitere zugeschriebene Bedeutungen bezeichen “ausgelassenes Feiern” ebenso wie “ekstatisches Tanzen”. Im deutschsprachigen Kontext wird unter “Bambule” meist der “Aufruhr Gefangener” oder “das ausgelassene Treiben” im Rahmen einer Feier verstanden, in vielen Verwendungskontexten ist vermutlich eine Mischform beider Bedeutungen gemeint.
Eine Übersicht einiger mit diesem Wort benannter Projekte und Artefakte findet ihr hier. 

Bambule | Drehbuch: Ulrike Marie Meinhof | Regie: Eberhard Itenzplitz | BRD| 1970 | Fernsehspiel Deutsch| 90 Min

Bambyle | Tine Rahel Völcker (Text), Elena Schmidt (Regie), Stefan Schneider (Komposition & Ton) | Deutschland | 2018 | Hörspiel | Deutsch |54: 14 Min

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