Krankenhäuser sind zu Unternehmen geworden und somit die Gesundheit von Menschen zur Ware. „Bei den Entscheidungen über Behandlungen und Dauer des Krankenhausaufenthaltes wird nicht allein nach medizinischen Kriterien entschieden, sondern immer deutlicher danach, was sich gewinnbringend abrechnen lässt. Immer mehr Krankenhäuser werden privatisiert“, merkt das Bündnis Krankenhaus statt Fabrik an. Unter den vermeintlichen Marktzwängen und Gewinnlogiken haben auf der einen Seite alle kranken Menschen zu leiden, auf der anderen Seite aber auch die Beschäftigten: Zu wenig Personal, eine zu hohe Arbeitbelastung, psychischer Druck, wenig Mitentscheidungsspielräume seitens des Pflegepersonals. Zwischenmenschlichkeit, als ein zentraler Aspekt der Pflegearbeit, wurde wegrationalisiert und somit das „Care“ in „Care Work“ abgeschafft.

Seit 2015 besteht das Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen wie dem Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää), attac, der Soltauer Initiative, der Gesellschaft für Psychotraumatologie, Traumatherapie und Gewaltforschung (GPTG), Gewerkschaftsakteur*innen von ver.di-Landesfachbereichen 03 Baden-Württemberg, Berlin-Brandenburg und Nordrhein-Westfalen, sowie aus Mitgliedern der Partei Die Linke.

Die eigene Aufgabe wird vom Bündnis vor allem darin beschrieben, zu informieren, Aufklärungsarbeit zu leisten und zu öffentlichen Debatten anzuregen. Neben zahlreichen Beiträgen auf der Webseite wurde auch die Broschüre „Fakten und Argumente zum DRG-System und gegen die Kommerzialisierung der Krankenhäuser“ zum freien Download erstellt. Entsprechend der Zusammensetzung des Bündnisses will dieses über Aufklärungsarbeit vor allem auf die regierungspolitische Ebene und dortige Akteur*innen wirken. Das Ziel dabei: „Krankenhäuser sollen Einrichtungen der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge sein, keine Wirtschaftsunternehmen. Krankenhausplanung und -finanzierung sind öffentliche Aufgaben, die politischer Planung und Steuerung bedürfen. Wir brauchen eine Bedarfsplanung der Krankenhausversorgung, in die alle Akteure des Gesundheitswesens einbezogen werden.“

Zu dem von dem Bündnis angegangen Missstand hat das SOCIUM „Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik“ der Universität Bremen unlängst 2017 die Studie „Medizin im Krankenhaus zwischen Patientenwohl und Ökonomisierung – Ärzte und Geschäftsführer im Interview“ erstellt. Diese zeigt auf, inwiefern betriebswirtschaftliche Interessen der Krankenhäuser medizinische Entscheidungen zu Ungunsten der Patient*innen beeinflussen. Kritisch anzumerken ist, dass für die Studie nur Ärzt*innen und kein Pflegepersonal und z.B. Hilfs- und Reinigungskräfte befragt wurden, deren schlechte und belastende Arbeitsbedingungen ebenfalls Auswirkungen auf die Abläufe und die Patient*innen haben. Darüber hinaus werden auch Ökonomisierung und Wirtschaftlichkeit als strukturelle Momente nicht grundsätzlich in Frage gestellt.

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