re:publica 2016 – Kübra Gümüşay: Organisierte Liebe

 

“Das hier ist ein Appell.” Auf der Leinwand im Hintergrund ist ein großes, aus roten und schwarzen Pixeln gebildetes Herz zu sehen. Darüber steht: “#OrganisierteLiebe”. Berlin, Juli 2016, 10. Ausgabe des Festivals “re:publica”, dem nach eigener Aussage “Most Inspiring Festival For The Digital Society”. Kübra Gümüşay, Publizistin und Aktivistin, beginnt ihren Vortrag: “Das hier ist ein Appell.”

In den nächsten zwanzig Minuten wird sie über ein Thema sprechen, dass alles andere als neu ist. Das aber, mit dem Aufkommen Internet-basierter Kommunikation in den letzten Jahrzehnten, (noch) sichtbarer geworden ist, (noch) brutaler in seiner mengenmäßigen Alltäglichkeit. Gümüşay spricht über Haß und Rassismus. Über die Organisation von rassistischem Haß im Internet. Über das Privileg, sich zu fragen, ob die Forderung nach organiserter Liebe im Internet nicht vielleicht etwas pathetisch sei. Über brutale, ungeheure Fragen. Über die existenzgefährdenden, die ganz real die eigene Existenz immer und immer wieder infrage stellen wollenden Fragen von Rassist*innen, Rechtspopulist*innen, alten und neuen Nazis. Gehört der Islam zu Deutschland? Gehören die Muslim*innen, die hier leben, zu Deutschland?

“Ich habe keine Lust mehr, diese Fragen auszuhalten. Ich bin 27 Jahre alt, 15 Jahre, über die Hälfte meines Lebens habe ich damit verbracht, diese Fragen zu beantworten, zu verteidigen, zu erklären, meine Existenz zu rechtfertigen.”

Eine der nächsten Einstellungen der Kamera zeigt die Leinwand, auf der in großen Buchstaben ein Zitat des Politikwissenschaftlers Ozan Zakariya Keskinkılıç abgebildet ist.

“Eine AfD zu ertragen und zu ignorieren ist ein Privileg, das Schwarze und People of Color nicht haben.”

Es ist nicht leicht,  Kübra Gümüşays’ vielschichtigen, klugen, emotionalen Vortrag adäquat zusammenzufassen oder zentrale Zitate herauszuschreiben. Das möchte sich dieser kurze Text hier auch nicht anmaßen. Vielmehr möchte er dazu ermuntern, sich den oben verlinkten Vortrag in ganzer Länge anzusehen. Eine ähnliche Version in englischer Sprache ist hier zu finden.

Mehr von Kübra Gümüşay gibt es zum Beispiel auf ihrem Blog “ein fremdwörterbuch”  oder auf  Twitter.

 

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