Offensiv, diskursiv, narrativ: Nur drei der Attribute, die im Kontext der wöchentlichen Kolumne der Publizistin Mely Kiyak auf der Internetseite des Berliner Maxim Gorki Theaters genannt werden könnten. Hier geht es, zum Beispiel, um Identität(en) und die Politik mit ihnen, um alte, neue und heimliche Vertreter*innen politisch rechter Lager, lupenreine Nazis und Erinnerungskultur(en).
Betrachtet werden, schließlich ist es ja eine „Theater Kolumne“, Bühnen- und Aufführungs-, also kurz Inszenierungssituationen, realpolitische Schauspiele und Performances und ganz viele deutsche Tragikkomödien. Die aber, wie das folgende Beispiel, ihre komische Note lediglich aus dem Übermaß an Tristesse erhalten, das einem ohne Humor noch schlechter bewältigbar erscheint.
In „Deutschland sorgt sich. Bekommt Fatih Akin den Oskar?“ zitiert die Kolumnistin aus deutschsprachigen Rezensionen zu Fatih Akins Film „Aus dem Nichts“ und formt daraus einen, wie sie schreibt, „schrecklichen Verdacht“:
“ Womöglich ist es für die deutsche Filmkritik einfach ein Schock, dass ein Türke (für mich ist er ein Hamburger Regisseur, aber ich stehe mit dieser Betrachtung ziemlich allein da) mit einem Film über die größte nationale Schande seit Gründung der Bundesrepublik, nämlich den NSU, einen Oscar holen könnte. Ist einfach too much. Er bekommt seit Jahren die wichtigsten Auszeichnungen, ist international anerkannt. Das ging für die deutsche Filmkritik so lange in Ordnung, wie er Filme drehte, die dem „Ausländermilieu“ zuzuordnen sind. Das jetzt aber verzeiht die deutsche Kritikerlandschaft einem deutschen Künstler mit türkischen Eltern nicht. Den NSU groß machen. Und dann auch noch mit einer deutschen Schauspielerin, die sonst nur für Amerikaner arbeitet. Hier hat offenbar auf mehreren Ebenen ein Verrat stattgefunden.“
Mehr Kolumnen von Mely Kiyak sind zum Beispiel hier (ZEIT Online) zu finden, ein Gespräch aus ihrer Reihe „Wo ist deine Kunst zu Hause?“ mit dem Kabarettisten Serdar Somuncu ist hier zu finden.