Das Interview mit den Refugee-Aktivisten Turgay Ulu und Bino Byansi Byakuleka erschien im März 2016 und ist Teil des Dossiers “Zivilgesellschaftliches Engagement” der Heinrich-Böll-Stiftung. Es blickt zurück auf die sogenannte “Willkommenskultur” des Jahres 2015, das selbstverwaltete Refugee-Protestcamp auf dem Berliner Oranienplatz und das Selbstverständnis  vieler Menschen in Deutschland, “Helfende” sein zu wollen. Das Interview führte der Journalist Jan Ole Arps.

Denkt ihr nicht, dass viele Leute, die sich in Willkommensinitiativen engagieren, sich menschlicher verhalten wollen als Politik und Pegida?

Turgay Ulu: Humanitäres Engagement ist wichtig. Aber es ist keine Lösung. Danach kommt die Abschiebung. Es muss etwas gegen Krieg unternommen werden, gegen Waffenexporte, gegen die Verschärfungen der Asylgesetze. Nur Essen austeilen alleine reicht nicht.

Was denkt ihr, sind die Motive der „Helfer“?

Bino Byansi Byakuleka: Es geht um Jobs. Und billige Arbeitskraft. Denn wir bringen nicht nur Jobs für die Helfer, sondern auch billige Arbeitskraft für die deutsche Wirtschaft. Warum sollten sie sich für unsere politischen Anliegen interessieren? Sie sind zufrieden damit, uns zu „helfen“. Sie wollen uns nicht als menschliche Wesen sehen, die die gleichen Rechte haben. Für mich ist die „Willkommenskultur“ eine Kultur der Diskriminierung. Ehrlich gesagt, manipulieren die Helfer die Flüchtlinge sogar, indem sie ihnen das Gefühl vermitteln, hier wäre alles okay, während Innenminister Thomas de Maizière erklärt, man müsse die Gesetze verschärfen und die „schlechten Flüchtlinge“ schnell wieder loswerden.

Turgay Ulu: Es sind nicht alle Initiativen und Unterstützer gleich. Manche wollen wirklich helfen, aber sie haben keine Perspektive. Ein anderer Teil besteht aus NGOs, die Geld vom Staat bekommen. Sie machen nur humanitäre Unterstützung und überschreiten nie die Grenze des Erlaubten.”

 

 

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