Es ist eine eigensinnige und unbequeme Protagonistin, die die Leser_innen als Ich-Erzählerin durch NoViolet Bulawayos Roman “We Need New Names” und damit durch die postkolonialen Realitäten der Welt am Beginn des 21. Jahrhunderts führt: Darling ist am Beginn der Romanhandlung zehn Jahre alt und wächst in einer improvisierten Siedlung im Simbabwe der frühen 2000er Jahre auf. Mit ihren Freund_innen erkundet sie die von radikaler Ungleichheit gekennzeichnete Gesellschaft und träumt davon, zu ihrer Tante in die USA zu migrieren. Als diese Verheißung schließlich zur Realität wird, sieht sich Darling im zweiten Teil der Novelle mit den Widersprüchen des Lebens in der Migration konfrontiert. In beiden Teilen erzählt NoViolet Bulawayo in einer klaren und bildreichen, bisweilen ruppigen Sprache, der es nicht an Drastik mangelt.

Die kindliche Perspektive mit all ihrem Erfindungsreichtum, ihrer scheinbaren Naivität und Unmittelbarkeit lässt im Kontrast die Erfahrungen von ökonomischer, sozialer und physischer Gewalt, von Ungleichheit und Willkür, von Rassismus und Exklusion umso klarer hervortreten. Trotz all dieser strukturellen Ungleichheiten zeigt Bulawayo Darling auf ihrer Suche nach Identität in einer Welt voller Widersprüche als handelndes Subjekt voller Eigensinn.

Die Erstveröffentlichung der Autorin wurde nach ihrem Erscheinen im Feuilleton internationaler Medien hoch gelobt und gewann zahlreiche Auszeichnungen.

Gleichzeitig wurden auch kritische Stimmen laut, die vornehmlich aus Schwarzen und afrodiasporischen Communities zu hören waren: Die Schilderungen von Lebensumständen und Personen in Zimbabwe seien einseitig, stereotypisiert und würden eine einfache dichotome Unterscheidung zwischen einem armen Afrikas einem zivilisierten Westen vornehmen. Es würden somit die Erwartungen und Phantasien einer weißen und/oder westlichen Leserschaft zufrieden gestellt.

Das Buch ist unter dem Titel “Wir brauchen neue Namen” auch auf Deutsch erhältlich.

NoViolet Bulawayo 2013: We need new names. London: Random House UK.

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