Für dieses kollaborative Comic-Projekt haben sich sieben Autor:innen und sieben Künstler:innen aus Mexiko, Namibia, China, Kanada, Indien, Deutschland und dem Baskenland zusammengetan, um der alltäglichen gegenwärtigen Kolonialität unterschiedlichster Ausprägung in Form von Comicgeschichten nachzugehen.
Entsprechend dem Motto des nichtkommerziellen Verlags Daraja Press „die Vergangenheit wiederanzueignen, die Gegenwart infrage zu stellen und die Zukunft zu erfinden“ geht es in fünf Comic-Geschichten und vier Comic-Collagen zum einen darum:
• den Spuren der kolonialen Vergangenheit in allen möglichen Winkeln unseres heutigen Lebens nachzuspüren und die globaler Ungleichheit innewohnende koloniale Gewalt aufzudecken.
• Zum anderen beleuchten die Beiträge aber auch das dekolonisierende Potenzial alltäglicher Kämpfe um Anerkennung von und Reparationen für die Auswirkungen des europäischen Kolonialismus – in all ihren Ambivalenzen und ihrer Widersprüchlichkeit.
Viele der Geschichten sind inspiriert von den Familiengeschichten und aktivistischen Erfahrungen der Autor:innen, die in Graphic Novel-Stil erzählt werden. Jeder Beitrag hat ein Literaturverzeichnis, denn die kreativen Erzählungen beruhen auf wissenschaftlichen Recherchen.
Der Comicband spricht ein vielfältiges Publikum an: Von Comic-Liebhaber:innen über politisch Interessierte bis politische Bildner:innen und Lehrer:innen, die sich nach unkonventionellem Unterrichtsmaterial sehnen. Die Bandbreite der Themen lässt sich an den Titeln der Beiträge erkennen:
• Never Conquered. On the Destruction & Creation of Knowledge (Niemals erobert. Von der Zerstörung & Schaffung von Wissen)
• Savages Setting Sail. Gender, Sexual Violence & Colonialism (Wilde setzen Segel. Geschlecht, sexuelle Gewalt & Kolonialismus)
• It All Runs in the Family (Es liegt alles in der Familie)
• Whitey on the Moon. Racialised Inequality & Development as Destruction (Der weiße Mann auf dem Mond. Rassifizierte Ungleichheit & Entwicklung als Zerstörung)
• Tracking Trauma. German Genocides at Home & Abroad (Dem Trauma auf der Spur. Deutsche Völkermorde im In- und im Ausland)
• Whose Cup of Tea. Migration, Colonialism & Plantation Capitalism (Wem gehört die Tasse Tee? Migration, Kolonialismus und Plantagenkapitalismus)
• Alienating the SDGs. A Critique from Outside (SDGs außerirdisch. Eine Kritik von außerhalb)
• Blurred Identities. Can I be the Coloniser & the Colonised? (Verschwommene Identitäten. Kann ich Kolonisator:in & Kolonisierte:r sein?
• Under Development. Future Uncertain (In Entwicklung. Zukunft ungewiss)
Der Band scheint allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung zu stoßen. Auf dem Buchrücken findet sich u.a. eine Einschätzung von Christoph Columbus: „Eine Zeitverschwendung. Ich bin so froh, dass ich es nicht gekauft, sondern mein Exemplar gestohlen habe.“
Autor:innen & Herausgeber:innen: Daniel Bendix, Chandra-Milena Danielzik, Franziska Müller, Lata Narayanaswamy, Juan Telleria, Miriam friz Trzeciak, Aram Ziai
Künstler:innen: Hangula Werner, Roshni Vyam, Michel Esselbrügge, Qi Zhou, RotmInas – Rotmi Enciso & Ina Riaskov, Maite Mentxaka Tena, Lena Ziyal
Das Buch kann hier heruntergeladen werden (gegen Spende bitte!) oder auf der Verlagsseite oder Eurem Lieblingsbuchladen um die Ecke bestellt werden.
Dieser Beitrag wurde im PFQ-Programm zur Förderung entwicklungspolitischer Qualifizierungsmaßnahmen aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie von Brot für die Welt gefördert.