Jilet Ayşe sitzt auf ihrem Sofa und ist mächtig sauer. Vor ihr stehen Kaffeetasse und ein Teller voller Teelichter, ein grüner Gummibaum streckt seine Blätter ins Bild: “Anne Will, Maischberger…das is eine JAMMERLAPPEN-Sendung. Die größten Jammerlappen der ganzen Welt seid ihr selber, ihr macht ganze JAMMERLAPPEN-TV davon (…) Achthundert-trillionste Sendung (…) ‘Islam ist an alles Schuld…’ !”

 In diesem Video spricht die Kabarettistin Idil Nuna Baydar über Alltagsrassismus und attakiert, in Gestalt ihrer Kunstfigur Jilet Ayşe, die einfältigen Abwehrmechanismen von Teilen der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Und dreht den sprichwörtlichen Spieß gleich mehrfach um: Welche Anliegen und Erfahrungen werden medial, beispielsweise in Talkshows, als “Kritik” gehört und welche als “Jammern” verunglimpft? Wer darf im öffentlichen Diskurs verallgemeinern und pauschal sprechen und wem wird beispielsweise entgegengehalten: “Na komm, es sind ja jetzt nicht alle Deutschen Rassist*innen…!” 

Anstatt sich hinter bürgerlichem Vokabular und vermeintlich konsensorientierten Phrasen zu verstecken, gibt es in diesem Video verbal, getreu dem früheren Untertitel von Jilet Ayşe Videos: “BAM…Auf die Fresse!” Was Idil Nuna Baydar allerdings nicht davon abhält, ihre Figur grundlegende und präzise Ansagen machen zu lassen, die längst mehrheitsgesellschaftlicher Konsens sein sollten:

“Wenn ich dir sage, du hast mir weh getan, du hast bei mir Rassismus gemacht, dann hältst du deine Fresse und hörst mir zu und überlegst, was du anders machen kannst.”

Mehr von Idil Nuna Baydar gibt es zum Beispiel hier, ein sehenswertes Kurz-Portrait der Kreuzberger Künstlerin haben wir hier verlinkt.

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