Playlist: Fatima Al Qadiri: Asiatisch

Es klimpert und klingelt, hier und da helle Glockentöne, eine breite Bassfläche zieht auf und kriecht unter die glatten Keyboardsounds, faucht und zischt monoton. Dieses Album klingt wie ein Video-Spiel, bedrohlich, ist glatt und oberflächlich, dieses Album fackelt nicht lange, du hörst es und merkst gleich: Hier stimmt was nicht. Oder: Hier stimmt alles, du fühlst dich unwohl und erinnert.

Fatima Al Qadiri, geboren in Dakar (Senegal), aufgewachsen in Kuwait und wohnhaft in Berlin ist Konzeptkünstlerin, Musikerin und Produzentin. 2014 erschien beim Londoner Hyperdub-Label ihr Debütalbum “Asiatisch”- zehn Tracks, die denen beinahe alles aufgefahren wird, was sich in Soundlibraries, Drum-Computern und Musikproduktionsprogrammen unter Stichworten wie “asian”, “chinese” oder “asiatisch” finden lässt. Kultur-Essenzialismus wie aus dem kolonialen Lehrbuch, statische Repräsentation, klischeisierte Rythmus-Pattern und Samples – aber mit Ansage und entsprechend irritierend und entlarvend. “I’ve got a dragon tattoo on my arm/And I mean to cause you harm/ Speak Chinese if you please me/ Speak Chinese if you please.” heißt es beispielsweise im Track “Dragon Tattoo”, in “Shanzai” wird gleich ganz auf eine Ansprache in künstlicher, weil so nicht existenter Sprache gesetzt. Die Konstruiertheit von Zeichen, von kulturellen und ästhetischen Zuschreibungen, die um Fixierung bemühten Absichten kolonialer Kartierungen in westlichen Wissensarchiven, die Spielarten epistemischer Gewalt – es sind jene Schatten, die hier permanent hörbar gemacht und bloß gestellt werden.

Über ästhetische und biografische Prägungen, den Entstehungskontext ihres Albums und die Absurdität von Kategorien wie “asian music” spricht Fatima Al Qadiri in diesem Video, mehr Musik von ihr gibt es zum Beispiel hier und hier.

Fatima Al Qadiri 2014: Asiatisch.

Comments are closed.