Die Ausstellung “The Dead, as far as [ ] can remember” beschäftigte sich mit kolonialer Gewalt und antikolonialem Widerstand – recherchiert, ausgearbeitet und inszeniert von Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Museumsmitarbeiter*innen und aufgeteilt in vier Kapitel:

Mangi Meli Remains

Chief Mangi Meli war ein Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft im heutigen Tansania und wurde dort im Jahre 1900 hingerichtet. Sein Kopf soll damals in die Sammlung des Völkerkundemuseums nach Berlin gebracht worden sein – bis heute fehlt von ihm jede Spur. Anders als von Mangi Meli selbst, der in Liedern, Erzählungen und Archiven in kleinen Spuren präsent ist. Diese werden als Videoskulptur und Animationsfilm zusammengetragen – um so mögliche Geschichten seines Lebens, seines gewaltvollen Sterbens sowie der anschließenden Verschleppung seines Kopfes zu erzählen.

Dead Images

Das Ausstellungskapitel reflektiert die “ethischen, wissenschaftlichen und politischen Implikationen” zweier Sammlungen der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien – bestehend aus über 40.000 Schädeln und rund 50.000 anthropologischen Fotografien. Und beschäftigt sich in diesem Zuge auch mit der sog. “Anthropometrie”, einer wissenschaftlichen Praxis der Körpervermessung, die eng mit der kolonialen Agenda der Rassifizierung, Hierarchisierung und Kategorisierung von Menschen verstrickt ist.

Breaking the Silence I – Der Zorn des Mdachi bin Sharifu

Der vom Verein “Berlin Postkolonial” gestaltete Raum beschäftigt sich mit dem lange gepflegten Mythos von der Loyalität der Kolonisierten zum deutschen Kaiserreich. Porträtiert wird die Arbeit von Mdachi bin Sharifu, einem Schwarzen, dekolonialen Aktivisten, der bereits 1919 in öffentlichen Reden eine kritische Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit des Deutschen Kaiserreichs gefordert hatte.

Just listen -Stimmen zur Erinnerungspolitik und Deutscher Kolonialgeschichte

Das Kooperationsprojekt zwischen leftvision, Berlin Postkolonial und Studierenden der Freien Universität Berlin stellt die Perspektiven von Rassismus Betroffener Menschen in den Vordergrund ihrer Auseinandersetzung. In den hier  ausgestellten Interviews geht es um die gewaltvollen Kontinuitäten kolonialrassistischer Macht- und Herrschaftsformen sowie mögliche Formen einer gemeinsamen Aufarbeitung der deutschen Kolonialherrschaft.

 

 

“The Dead, as far as [ ] can remember” war vom 09.11.2018 bis zum 19.01.2019 im Tieranatomischen Theater der Humboldt Universität zu Berlin zu sehen. Eine tiefergehende Besprechung der Ausstellung sowie ihre Einordnung  in aktuelle Debatten über Restitution und Dekolonisierung im Kontext “Museum” findet sich beispielsweise im Artikel “Beziehungen kollaborativ kuratieren – Von verflochtenen Objekten zu verflochtenen Subjekten.”, erschienen auf dem Blog “Wie weiter mit Humboldts Erbe? Ethnologische Sammlungen neu denken.”

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